Schmerztherapie anstatt Wirbelsäulen-Operation?, 28.05.2014

Zur Behandlung heftiger Kreuz- und Nackenschmerzen, auch mit Arm- oder Beinausstrahlung, ist in den meisten Fällen eine Operation nicht nötig. Spezielle Schmerztherapie kann hier Hilfe bringen.

Wir haben zu diesem Thema den Rückenspezialisten und Facharzt für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie Dr. med. Max Chaimowicz befragt.

Was halten Sie von der These, wonach 80% aller Rückenoperationen überflüssig seien?

Dr. med. Max Chaimowicz: Ich kann mich dieser Meinung nur anschließen, auch wenn es natürlich Situationen gibt, bei denen eine Operation unumgänglich ist. Die Wirbelsäule verändert sich im Lauf des Lebens und zeigt auf Bildern eine Vielzahl von Veränderungen, die meist ohne Bedeutung sind und keine Operation erfordern.
 

Was ist denn eigentlich für den Rückenschmerz verantwortlich, ist es der sprichwörtliche eingeklemmte Nerv?

Dr. med. Max Chaimowicz: Eher selten. Wir wissen schon lange, dass es große Bandscheibenvorfälle gibt, die auf einen Nerv drücken und trotzdem keine Schmerzen verursachen. Ganz kleine Vorfälle, die den Nerv nicht bedrängen, schmerzen manchmal sehr stark. Der Schmerz entsteht aus meiner Sicht vor allem durch eine Entzündung und diese gilt es zu bekämpfen.
 

Sollte man deshalb mit Bandscheibenoperationen zurückhaltend umgehen?

Dr. med. Max Chaimowicz: Ja, im Gegensatz zu einer defekten Maschine kann eine „kaputte" Wirbelsäule gut funktionieren. Diese Tatsache übersieht man, wenn man auf Schichtaufnahmen einen Vorfall entdeckt und diesen dann „reparieren" möchte. Die operative Verbesserung der Mechanik beseitigt nicht das bleibende Problem der Abnützung und oft auch nicht die bestehenden Rückenschmerzen. Nicht selten schafft man postoperativ durch Narbenbildung im Wirbelkanal ein zusätzliches Problem.
 

Welche Möglichkeiten gibt es zur nicht operativen Behandlung starker Rückenschmerzen?

Dr. med. Max Chaimowicz: Wenn keine Nervenausfälle oder Lähmungen bestehen, gehen wir nach einem bewährten Stufenschema vor. Neben der Physiotherapie und der Gabe spezieller Medikamente kommen dabei auch gezielte Infiltrationen, die auch als interventionelle Schmerztherapie bezeichnet werden, zum Einsatz.
 

Was versteht man unter der interventionellen Schmerztherapie?

Dr. med. Max Chaimowicz: Durch die zielgenaue Verabreichung abschwellender und entzündungshemmender Medikamente unter Röntgen- oder CT-Kontrolle an die Wurzel des Übels erreicht man eine hohe Wirksamkeit. Bei Bedarf kann man auch schmerzverursachende Nervenästchen an den Wirbelgelenken veröden oder mit einem millimeter-dünnen Katheter im Wirbelkanal arbeiten. Allerdings muss dem Patienten klar sein, dass er auch mit den ausgefeiltesten Behandlungsmethoden keinen neuen Rücken erhält oder bis ans Lebensende geheilt wird. Bei erneutem Auftreten von Beschwerden kann die Behandlung aber jederzeit wiederholt werden.
 

Ist so eine Behandlung nicht sehr schmerzhaft und gefährlich?

Dr. med. Max Chaimowicz: Nein, gar nicht. Die Einstichstelle wird betäubt und bei Bedarf ein Mittel für einen Dämmerschlaf verabreicht. Nennenswerte Schmerzen sollten bei entsprechender Ausbildung und Erfahrung des Arztes nicht auftreten. Auch die Komplikationsgefahr ist in geübter Hand sehr gering.
 

Wo führen Sie Ihre Behandlungen durch?

Dr. med. Max Chaimowicz: Grössere Eingriffe finden in der Kursana Privatklinik in Wörgl statt. Die Infiltrationen können auch in den beiden Ordinationen in Kössen und Thiersee durchgeführt werden.
 

Abschließend noch eine Frage zu den Kosten der Schmerztherapie, was können Sie uns da sagen?

Dr. med. Max Chaimowicz: Kassenversicherte können die Rechnung Ihrer Versicherung einreichen und erhalten den Kassenanteil erstattet. Eine evtl. vorhandene Zusatzversicherung deckt die Differenz ab. Bei Privatversicherten, auch aus Deutschland, werden die Kosten voll übernommen. Bei stationären Eingriffen in der Kursana Privatklinik findet die Abrechnung direkt mit der Zusatzversicherung statt.

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